Sonntag, 6. Januar 2013

Ritten 5: Kirchen, Mühlen und Käse - umbezahlte Werbung



Auf dem Ritten 5:
Kirchen, Mühlen und Käse

Blick über Lengstein


Und noch ein Tag auf dem Ritten, der letzte leider, vollgepfropft mit vielen Erlebnissen, lehrreichen Begegnungen und angenehmen Gesprächen mit meinem Führer, dieses Mal Klaus Unterhofer vom Wanderhotel Regina. Unterhofer ist nicht nur Hotelier und Wanderführer, sondern auch Verantwortlicher für die 350 km Wanderwege auf dem Ritten.

Zuerst zeigte er mir die Lengsteiner Kirche, eingerichtet in schöner Neugotik mit zeitgemäßen prächtigen Kunstwerken. Ebenso interessant ist auch der benachbarte Gasthof Schwaiger, der im ehemaligen Gerichtsgebäude aus dem 11. Jahrhundert untergebracht ist. Der Wirt führte uns zum ehemaligen Gefängnis und in den ehemaligen Pferdestall, der heute noch sein prächtiges Gewölbe aus dem Mittelalter besitzt. Man kann sich richtig vorstellen, wie es seinerzeit hier zugegangen ist.




Ritten: nach der Kirche auf dem Lengsteiner Rundweg




Danach wanderten wir ein Stück auf dem Lengsteiner Rundweg, einem erst vor kurzem eingerichteten Rundweg um den Ort, dessen Begehung insgesamt einige Stunden in Anspruch nehmen würde. Die machten wir natürlich nicht, aber zumindest etwas gingen wir auf ihm. Prächtige Fernsicht begleitete uns, bevor wir in den Wald eintauchten. Das anfangs recht trübe Wetter wurde ohnehin immer sonniger, wie man an den Fotos ersehen kann.





Ritten: vorbei am Hexenbödele
Unsere nächste Station war das sagenumwobene Hexenbödele. Man kann sich vorstellen, wie hier unter den Lärchen, so die Sage, sich einst die Hexen in der Nacht zum Tanzen getroffen haben. Eines Tages, so erzählte Unterhofer, wollte der Knecht des benachbarten Hofes, dabei zusehen. Die Hexen entdeckten ihn aber, und traten ihn so in den Boden, das vor einiger Zeit noch die Umrisse seines Körpers zu sehen waren.





Ritten: Schalensteine vor der Verenakirche
Danach ging es zur St. Verenakirche, die zwar auf einem schönen Hügel lag, aber leider verschlossen war. Auf dem Weg zu ihr konnten wir einen der alten Schalensteine bewundern, wie sie in Südtirol öfters zu finden sind.




Ritten: und wieder auf dem Keschtnweg; zu Kirche und Fresken

Esskastanien - Keschtn auf dem Keschtnweg

Schalensteine - findet man oft in Südtirol

Blick durch das Eisacktal nach Norden Richtung Brenner



Vorbei am schönen Penzlhof wanderten wir wieder auf dem Keschtnweg zur St. Andreas-Kirche von 1592, teilweise auf dem Keschtnweg, der auf der historischen Kaiserstraße verläuft. Diese nutzten schon die deutschen Kaiser auf ihren Fahrten nach Rom. Dort besorgte Klaus Unterhofer den Schlüssel, so dass wir die gotischen Fresken innen und den Barockaltar bewundern konnten. Unter anderem gab es einen hl. Christopherus zu sehen. Bemerkenswert sind auch die Köpfe, auf denen die Gewölberippen endeten. Romanik pur.







Ritten: herrliches Mittagessen im Zunerhof




Danach war es Zeit für das Mittagessen. Wir suchten dazu den bereits im 12. Jahrhundert erwähnten Zunerhof auf , der unterhalb der Kirche liegt. Die Wirtin, Zilli Öhler, ist bekannt für ihre gute typisch südtiroler Küche. Sie zeigte auch was sie konnte: Es gab zuerst Schlutzkrapfen mit einer Füllung aus Kletzen -getrockneten Birnen, einer Spezialität auf dem Ritten. Danach servierte man uns einen prächtigen Hirschbraten mit Kastanienspätzle. Als wir schon dachten, wir hätte es geschafft, gab es noch den Nachtisch, Kastanien- und Kloatznkrapfen. 






Klar, wir bewegten uns ja teilweise auf dem Keschtnweg. Dieser „Kastanienweg“ beginnt bei Brixen und verläuft oberhalb des Eisacktales bis Bozen. Teilweise durch den wald, teilweise mit herrlicher Aussicht durch die Wiesen und Obstgärten. Der schönste Teil, so sagte man mir, wäre wohl hier. Insgesamt ist er ungefähr 70 Kilometer lang, auf Rittener Gebiet etwa 30. Wer ihn ganz machen will, sollte schon 4 Tage einplanen. Klaus Unterhofer geht in mit den Gästen seines Wanderhotels in 4 Etappen, Unterkunft aber immer bequem im Hotel.

Ritten: Erdpyramiden und der Schlern als Hintergrund
Zwischendurch zeigte mir Klaus Unterhofer noch die nächsten Erdpyramiden, bei denen man einen herrlichen Blick von ihnen über das Kirchlein von Mitterberg bis hin zur Südtiroler Bergwelt hat - alles auf einmal, was will man mehr?




Ritten: zur historischen Girschtmühle
Unsere nächste Station war dem traditionellen Handwerk gewidmet, den wir besichtigten die historische Girschtmühle in Wolfsgruben. Hier fällt vom Wolfsgrubener See der Mühlbach hinab ins Eisacktal und betrieb einst auf seinem Weg 25 Betriebe wie Mühlen, Wagnerwerkstatt, Schmied, Walkerei, Sägen, Stampfen. Die Girschtmühle war die 6. Station davon. Pauls Vater Alois war Wagnermeister und Müller und hat die alten Mühle und die Oberstmüller Säge, eine Venzianersäge wieder hergerichtet. Paul Niederstätter führte uns und erklärte die verschiedenen Gewerke bestens und sehr einprägsam. Zuerst die vielen Produkte der Wagnerei, die noch von seinem Vater stammen und teilweise von ihm in seinem Ruhestand zur Ausstellung gefertigt wurden. Dann ging es zur Getreidemühle, die noch immer funktioniert. Die letzte Station war die Venezianersäge, die ebenfalls noch funktioniert - alles mit der Wasserkraft des Mühlbachs. Paul Niederstätter führte alles vor und ließ Mühlräder, Mühle und Säge schnattern und klappern, dass es eine Freude war. Er wusste auch von den früheren Berufen so anschaulich zu erzählen, dass man meinte, er wisse alles aus eigener Erfahrung…



Hier wurden Kerzen gegossen.

Und nun, in der Venezianersäge...




Ritten: Kulinarik in der Hofkäserei Erschbaumer


Tja, und unsere letzte Station war wieder der Kulinarik gewidmet. Die Hofkäserei Erschbaumer ist eine von nur rund 80 Hofkäsereien in ganz Südtirol Ein kleiner Betrieb im alten Bauernhaus von 1674 mit tiefen Reifkellern, der nur Milch von den 15 bis 18 eigenen Kühen verarbeitet und selbst vertreibt. 




Dazu werden weitere landwirtschaftliche Produkte selbst hergestellt, so dass der Hof fast autark genannt werden konnte. Wir durften deshalb nicht nur vom Käse, sondern auch vom derzeit gärenden neuen Roten probieren. Josef Lobis und Ehefrau führten uns durch den Betrieb, ließen uns das Rauschen und Bizzeln des gärenden Weines im großen Fass hören, zeigten uns den Käsekeller, wo die herrlichen Käse reifen, die Produktionsräume und führten schließlich zur Verkostung. Hergestellt wird Weich-, Frisch- und Schnittkäse aus Kuhrohmilch, zum Teil mit verschiedenen Gewürzen und Zutaten, Käsespezialitäten in Öl, Butter und Joghurt. 





Eine der jüngsten Creationen ist der Käse mit der Rittner Kloatze, unbedingt empfehlenswert ist aber auch der aromatische Aschekäse, ein Weichkäse, der in Asche gereift ist und der ein ganz besonderes Aroma entwickelt. Nicht zu vergessen natürlich der Graukäse. Einen Anteil am Gelingen der prächtigen Käse hat außer der liebevollen und fachmännisch/-fraulichen Behandlung auch das besondere Salz, das zur Herstellung verwendet wird.


Nicht nur Käse - der Bauernhof ist autark
und produziert auch Speck.


Etwas Besonderes: Aschekäse





Es wurde ein gemütlicher Ausklang, mit den verschiedensten Gesprächsthemen, bei denen wir die Probleme der Welt zwar nicht lösten, aber zumindest andiskutierten…Der eigene Wein tat dazu sicherlich das seine. 

Und wieder am Abend: dramatischer Ausblick
aus dem Hotelfenster auf die Bergwelt.



Mehr Informationen
zum Thema Südtirol und die Alpen finden Sie unter http://www.easyvoyage.de/italien



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Dieter Buck
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Info:
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Empfohlene Karten:
Kompasskarte 698 Südtirols Süden 1:50000
Kompasskarte 068 Ritten/Renon 1:25000
Wanderkarte Ritten/Renon 1:25000


Wanderführer:
Klaus Unterhofer, Wanderhotel Regina, I 39054 Oberbozen/Ritten, Telefon 0039 0471 345-142, Fax 0039 0471 345-596, www.hotel-regina.it, info@hotel-regina.it. Das Wanderhotel Regina ist Gründungsmitglied der Europäischen Wanderhotels, Klaus Unterhofer und seine Frau gehen mit ihren Gästen dreimal pro Woche auf Wanderschaft auf dem Ritten -wenn man sein Wissen und seine Erfahrung einschätzt, auf jeden Fall ein Gewinn für seine Gäste. Im Übrigen gilt im Wanderhotel Regina: Hier kocht der Chef (Klaus Unterhofer)!

Einkehr:
Gasthof Zunerhof. Dorf 1, I 39054 Lengstein/Ritten St. Andreas - Antlas, Familie Öhler, Telefon 0039 0471 349006, www.zunerhof.com. Beste einheimische Kost. Hier kann man auch den Schlüssel zur St. Andreas-Kirche holen.

Girschtmühle:
Paul Niederstätter, I Unterinn/Ritten, Seestr. 19, Telefon 0039 041 345500 bzw. 0039 347 03 492 87, pniederstaetter@gmail.com. Jeden Freitag Führungen.

Hofkäserei Erschbaumer:
Familie Lobis, I 39054 Unterinn, Gastererweg 2, Telefon 0039 0471 359117

Empfohlene Karten:
Kompasskarte 698 Südtirols Süden 1:50000
Kompasskarte 068 Ritten/Renon 1:25000
Wanderkarte Ritten/Renon 1:25000






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