Sonntag, 6. Januar 2013

Ritten 2: die Rittner Bahn - unbezahlte Werbung


Auf dem Ritten 2:
die Rittner Bahn



Ewig schade war‘s - der nächste Morgen empfing mit Nebel. Familie Pechlahner hatte mir extra früh das Frühstück gerichtet, weil bereits um 8 Uhr Wanderführer Franz Wenter kommen und mich abholen wollte. Er sollte mich den ganzen Tag begleiten, was viele spannende Erzählungen aus seinem reichhaltigen Wissensschatz über den Ritten mit sich brachte. 

Dass er gleichzeitig auch Sommelier war, konnte ich im Laufe des Tages anhand seines reichen Fachwissens über Kulinarik im Besonderen und Wein im speziellen erkennen. Es gibt wohl nichts über Genuss in Südtirol, über das er nicht bestens Bescheid wusste. So bietet er für die Gäste auch eine Verbindung von Wandern und Verkosten von Speis und Trank an - nach meiner Erfahrung einen Tag lang muss dies ein tolles Angebot sein!




Jedenfalls, die erste Station des Tages war die Rittner Bahn. Ich wusste, dass dort ein Wagen in Betrieb war, der einst aus Stuttgart gekauft worden war. Als Stuttgarter und Schwiegersohn eines ehemaligen begeisterten Stuttgarter Straßenbahnfahrers interessierte mich dies besonders.




So fuhren wir - dank RittenCard übrigens umsonst. Leider aber im Nebel - so dass ich Franz Wenter seine Erzählungen von der tollen Aussicht während der Bahnfahrt einfach glauben musste - von Klobenstein nach Oberbozen.




Dienstleiter Klaus Kofler nahm sich die Zeit, uns seine Schätze zu zeigen und zu erklären. Eine sehr interessante Sache, das muss man schon sagen, selbst für Eisenbahnlaien wie mich.




Die ersten Überlegungen zum Bau der Rittner Bahn begannen im Jahr 1905 und Ing. Josef Riehl wurde mit der Projektierung der Strecke von Bozen auf den Ritten beauftragt. Ab 1906 begannen bis zu 500 Arbeiter mit dem Bau. 14 Monate später war die Strecke fertig. Sie wurde am 13. August 1907 offiziell eröffnet. Drei Tage später entgleiste bereits ein Zug und die Bahn wird vorerst wieder eingestellt. Ab 1966 wurde die Seilbahn in Betrieb genommen und die Bahnstrecke von Bozen auf den Ritten wurde Geschichte. Ab jetzt fuhr die Bahn nur noch oben auf dem Hochplateau. Die Rittner Bahn kaufte im Laufe der Zeit verschiedene Wagen, unter anderem einen Triebwagen einer Strecke bei Stuttgart (Esslingen-Nellingen-Denkendorf). Heute fährt sie in 12 Minuten von Oberbozen nach Klobenstein.





Rittnerbahn - der Stuttgarter Triebwagen
Besonders interessiert hat mich natürlich der Triebwagen der Rittner Bahn, der aus der Stuttgarter Gegend kam. Der einst blau gestrichene Triebwagen befuhr einst die Strecke Esslingen - Nellingen - Denkendorf - lang ist‘s her.



Die aus Stuttgart angelieferten vierachsige Triebwagen Nr. 12 und 13 der einstigen Linie Esslingen-Nellingen-Denkendorf, kurz „END“ oder auf dem Ritten„Stuttgarter“ oder der „Deutsche“ stammen aus dem Jahr 1958. Im Juni 1987 fanden hier die ersten Probefahrten mit dem Wagen Nr. 13 statt. Und obwohl seine Anzugskraft das Betriebspersonal der Rittner Bahn erstaunte, wurde der Wagen wieder abgestellt. Rund ein Vierteljahr später, am 19. August, wurde dann auch mit dem Wagen 12 die offizielle Probefahrt durchgeführt.




Auch sie verlief positiv. Im Anschluss wurde dieser Wagen überarbeitet - man bezog die einst mit rotem Kunstleder ausgestatteten Sitzbänke neu, baute eine neue Beleuchtungsanlage ein und erneuerte die elektrischen Verkabelung. Auch durch den neuen Außenanstrich war der Wagen kaum wiederzuerkennen: Er wurde in Silber-Orange im SAD-Look lackiert, bekam neue Stirnlampen, man adaptierte die elektrische Anlage, erneuerte die Kupplungen und die Seitenverblechung.

Der Wagen entsprach nach seiner Überarbeitung nunmehr den Normen der italienischen Eisenbahngesetzgebung. Ein besonderer Tag für die Rittner Bahn war dann die öffentliche Zulassung des Triebwagens Nr. 12. Die offizielle Präsentation des nunmehr „neuen“ Rittner Bahn-Wagens fand dann am 13. August 1992 zum Jubiläum 85 Jahre Rittner Bahn statt. Er entlastete damit den historischen Fuhrpark der Rittner Bahn; seit 1909 (eine Lok, zwei Güterwagen) und 1937 (ein Vierachser, fünf Güterwagen) war er der einzige Neuzugang, der am Ritten fuhr. Seit dem 24. November 1992 fährt der einstige Schwabe nunmehr im Planverkehr vor allem in den verkehrsschwachen Zeiten im Winter sowie frühmorgens und abends, wenn die Pendler zur nach Bozen führenden Seilbahn fahren.


Der Triebwagen Nr. 13 jedoch ist bis jetzt noch unrenoviert - wie zu hören ist, erbittet ihn die Stuttgarter Straßenbahn zurück. Schließlich gibt es dort ein großes Straßenbahnmuseum, und dort wird er anscheinend gebraucht.

Fotos: Dieter Buck, Rittner Bahn (2)

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Dieter Buck

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Unterkunft:
Piccolo Hotel***, Familie Pechlahner, I Klobenstein, Strickerboden 6a, Telefon 0039 0471 356226, Fax 0039 0471 358342, www.piccolohotel-ritten.com, piccolohotel@dnet.it

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Wanderführer und Sommelier
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