Rauris 9:
Durch die Kitzlochklamm
Die unter Rauris 7 beschriebene Wanderung zur Karalm war natürlich nicht tagfüllend, allenfalls vormittagfüllend. So machte ich das, was man bei einem Aufenthalt in Rauris unbedingt gemacht haben sollte: einen Besuch in der Kitzlochklamm.
Für den Autor dieser Zeilen sozusagen ein Pflichttermin. Schließlich ist er bekennender Wasserfall-, Klammen- und Schluchtenfan und war der Autor, der Wanderführer zu solchen Naturschauspielen herausbrachte. Andere sind gefolgt …
Rauris: Zitate zur Kitzlochklamm
„Wildschauerlich
ist die Eingangsscene…Es versäume es ja kein Reisender, der durch
Taxenbach kömmt, diesen Wasserfall zu besuchen, der mit seinen
schauerlichen Umgebungen seines Gleichen sucht; man kann viele
Wasserfälle sehen und findet manchmal nichts Neues … plötzlich versperrt
eine Felswand das weitere Vordringen, doch bald öffnet sich an ihr eine
Höhle, durch deren engen und schmalen Stollen der Pfad auf Treppen und
Leitern führt; aus der Höhle, dem Kitzloch (Ziegenloch) heraustretend,
umfängt uns düstere Dämmerung; wilde Staubsäulen wirbeln an uns vorüber
und ein den Berg erschütternder Donner dröhnt aus der Nacht des Abgrunds
herauf, dessen Tiefe wir nicht mit unseren Blicken ergründen können,
die gerade gegenüber aufstrebenden graugelben Kalkwände lassen nicht
viel Tageslicht in diesen nächtlichen Kessel herabfallen, und in der
engen schwarzen Spalte wirft sich in vier gewaltigen Sprüngen die Aache
aus schwindelnder Höhe in ebenso schwindelnde Tiefe herab, bald rechts,
bald links, bald himmelwärts ihre Staubwolken schleudernd; der letzte
Sturz verschwindet in der Nacht und dem Wasserstaube des Abgrundes.“
Adolph Schaubach, 1846
„…bei einer raschen Biegung sehen wir uns plötzlich in einem hochromantischen Thalkessel, in dessen von hohen, steilen Felsen umschlossenem Hintergrund sich die Ache, donnernd und brausend, von gewaltiger Höhe herabstürzt. … Durch Tunnels, welche theils dem grauen Alterthume entstammen und den Römern zugeschrieben werden, theils neuester Zeit durch die Gemeinde Rauris hergestellt wurden, über Holzbrücken, die einen schwindelnden Abgrund übersetzen, mit den verschiedensten Ausblicken auf die schäumenden Cascaden der Ache, gelangt man endlich, erschüttert von den gewaltigen Naturscenen dieses colossalen Felsenschlundes, plötzlich, fast ohne allen Uebergang in die liebliche, anmuthige Thallandschaft der Rauris.“
„…bei einer raschen Biegung sehen wir uns plötzlich in einem hochromantischen Thalkessel, in dessen von hohen, steilen Felsen umschlossenem Hintergrund sich die Ache, donnernd und brausend, von gewaltiger Höhe herabstürzt. … Durch Tunnels, welche theils dem grauen Alterthume entstammen und den Römern zugeschrieben werden, theils neuester Zeit durch die Gemeinde Rauris hergestellt wurden, über Holzbrücken, die einen schwindelnden Abgrund übersetzen, mit den verschiedensten Ausblicken auf die schäumenden Cascaden der Ache, gelangt man endlich, erschüttert von den gewaltigen Naturscenen dieses colossalen Felsenschlundes, plötzlich, fast ohne allen Uebergang in die liebliche, anmuthige Thallandschaft der Rauris.“
Josef Rabl, Illustrierter Führer durch Salzburg das Salzkammergut und Berchtesgadner Land, 1883
„Die Klamm hat den Vergleich mit der benachbarten Liechtensteinklamm bei St. Johann im Pongau nicht zu scheuen. Mag sie von der letzteren an Wildheit übertroffen werden, an malerischen Schönheit der Wasserpartien, darunter der hohe Wasserfall, sowie in den Felsbildungen übertrifft sie ihre Rivalin. Nach einer halbstündigen Wanderung durch die Klamm und einer etwas längeren auf dem parkartigen Wege am rechten Ufer der Ache gelangt man an die Straße …“
In dieser so hochgelobten Kitzlochklamm ─ auch 1960 schrieb Josef Lahnsteiner im Heimatbuch Unterpinzgau: „Ein Naturwunder von eigenem Zauber bietet die Kitzlochklamm“ ─ spülte die Rauriser Ache in Jahrtausenden ihren wilden Weg durch die engen Felswände frei.
In der bizarren Schlucht waren 1553 ─ aus dieser Zeit ist noch ein Stollen übrig ─ und im 17. Jahrhundert auch Goldsucher tätig – vermutlich aber umsonst. Lahnsteiner schrieb dazu:„Mitten in der Klamm ist ein monströser Kessel. Ein Stollen, der schon 1553 von Bergknappen zur Erzgewinnung geschlagen worden war, führt da hinein. Plötzlich steht man vor einem grauenvollen Abgrund. Wie vom Himmel stürzt hier die Ache herab in den brodelnden Schlund und wühlt tobend die schäumenden Wasser durcheinander. Dieses Schaustück ist von lotrecht hohen Felsen umrahmt. Wenn man es selbst gesehen hat, wundert es einen nicht, dass früher nach Eröffnung der Bahn jährlich Zehntausende da hineingelugt haben und dass es wiederholt von Dichtern besungen wurde.“
Auch 1640 wurde nach Gold geschürft. Und als 1833 vom damaligen Pfleger Johann Zehenter der Weg mit den Steganlagen gebaut wurde, fand man Eisengeräte aus der Römerzeit. 1877 wurde der Weg vom Postmeister Embacher mit Hilfe des Alpenvereins durch die ganze Klamm hindurchgeführt.
Außer der wildromantischen Klamm selbst ist der über hundert Meter hohe Wasserfall mit den vier Absätzen sehenswert. Man wandert über gesicherte Stege, Galerien und Brücken zu verschiedenen Aussichtskanzeln. Beim Gang durch die Klamm kommt man an einer ehemaligen Einsiedelei (der letzte Einsieder, Andreas Pirnbacher aus St. Ulrich am Pillersee, starb am 11. Dezember 1913 im Alter von 77 Jahren) und einer Tropfsteinhöhle vorbei. Sie ist rund 20 m lang und 1,40 m hoch. Davor sieht man eine beeindruckende Wildnis aus Blocksteinen.
Auch
in nicht allzu ferner Vergangenheit zeigte die Klamm ihr gefährliches
Gesicht: 1974 stürzte hier eine Schulklasse ab und 8 von 30 Mädchen
starben. Man sollte also die in fast allen Klammen angebrachten
Warnungen, die Stege und Brücken nicht in großer Zahl zu betreten, ernst
nehmen!
Rauris: Weg zur Kitzlochklamm
Wer
will wandert bereits ab Rauris zu der Klamm. Ein schöner Weg führt
praktisch parallel zur Straße bis zu der nach Embach führenden Straße.
Hinter ihr steht die ehemalige Agersäge. Für diesen Weg benötigt man
aber einfach etwa 1 Stunde, und das war mir angesichts der
fortgeschrittenen Zeit nun doch etwas zu viel. Also fuhr ich zur
ehemaligen Agersäge. Sie liegt direkt an der Abzweigung der nach Embach
führenden Straße. Ein paar Autos können hier auch geparkt werden.
Rauris: Start an der Agersäge
„Kitzlochklamm
Taxenbach“ ist hier bereits angeschrieben und mit einer Stunde
kalkuliert. Man folgt einfach dem Weg, der bald in einen Wald mündet.
Nun wandert man hoch über der Rauriser Ache und ignoriert, dass im Wald
rechts ein Weg nach „Embach“abgeht - das wäre auch eine schöne
Rundwanderung, müsste aber extra gemacht werden.
Rauris: Unglück in der Kitzlochklamm
Schließlich
zeigt ein Schild an, dass man sich auf dem Ortsgebiet von Taxenbach
befindet, ein paar Minuten später folgt der Klammeingang. Hier findet
man auch eine kleine Gedenkstätte für ein tragisches Unglück: 1974
stürzte eine Schulklasse mit 30 Mädchen mit einer zusammenbrechenden
Brücke in die Ache. Es gab 8 Tote und zahlreiche schwerverletzte.
Tragisch, man mag gar nicht an die Eltern der Mädchen denken.
Nun wird die Landschaft immer dramatischer, die Klamm immer wilder. Der Weg wurde aus dem Fels herausgearbeitet, teilwiesen wurde ein Steg wagemutig in den Fels gebohrt. Man kommt an der spitzigen Felsnadel Ederspitz vorbei, hier sollte man den Blick heben, denn oben sieht man das Himmelsloch. Auf der linken Felswand sieht man einen Steig, der 1902 als Arbeitsweg in den Fels gearbeitet wurden.
Danach
kommt man zu einer Verzweigung. Rechts geht man hinab zum Klammausgang.
Hier sieht man rechts eine Versuchsstollen, in dem um 1640 Goldgräber
ihr Glück versucht haben, dabei ist auch ein großer Trog, hier befindet
man sich in der„Waschküche“ der Einsiedelei. Danach geht man durch die
Einsiedelei, ein größerer Höhlenraum, hindurch. Durch den von
Goldgräbern geschaffenen Ritzstollen von 1553 kommt man zum Ende der
sehenswerten Klamm. Danach kommt die Embacher Rast, wo man einen schönen
Blick auf den Ort Taxenbach und den Südabhang der Dientener Berge hat
und wandert hinab zum Eingang.
Dort geht man auf der anderen Seite durch die untere Klamm wieder zurück. Dabei kommt man am Großen Wasserfall vorbei. Er ist 100 m hoch Meter und besitzt 4 Absätze. Danach
folgen Gletschermühlen - vom Wasser ausgeschliffene runde Löcher -, die
Marienrast und die (verschlossene) Tropfsteinhöhle. Nun steigen wir
steil auf einer hölzernen Treppenanlage mit 415 Stufen (hab‘s nicht
gezählt, stand angeschrieben …) hinauf bis zu der Verzweigung, die wir
bereits vom Anfang her kennen. Rechts der Treppenanlage liegt die hohe
und schmale Teufelsschlucht, in der das Wasser „kocht“. Nach rechts
wandert man auf bekanntem Weg wieder zurück zur Agersäge.
Dieter Buck
Info:
Tourismusverband Rauris, Kirchplatz 1, A 5661 Rauris, Telefon 0043 (0) 6544 20022, Fax 0043 (0) 6544 20022-6030
info@raurisertal.at
www.raurisertal.at
Empfohlene Unterkunft:
Pension
Theresa, A 5661 Rauris, Telefon 0043 (0) 6544 7288 oder 0043 (0) 650
5012272. Kinderfreundlich mit schönem Spielplatz, W-Lan, kleiner
Wellnessbereich. Gute Küche.
theresa@rauris.at
www.pension-theresa.at
Empfohlene Karte:
Kompass Wander-, Rad- und Skitourenkarte 1:50.000 Nr. 40 Gasteiner Tal Goldberggruppe
Wanderinfo:
Zeit: Ab Agersäge hin und zurück etwa 3 Stunden, von Rauris aus je Strecke etwa 1 Stunde zusätzlich.
Höhenunterschied: Etwa 300 m, ab Rauris etwa 50 m mehr.
Sonstiges: Man
wandert auf Pfaden, durch die Klamm auf guter Steiganlage.
Schwindelfrei sollte man aber sein. Man kann eine Strecke auch mit dem
Bus fahren.
Einkehrmöglichkeiten: Klammeingang Taxenbach.
Weitere Impressionen aus der Kitzlochklamm
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Dieter Buck
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