Wald, Wasser und eine Hölle
Wandern im Naturpark Frankenwald
Wald ist immer gut. Auch zum Wandern. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Und mit Schwarzwald, Schönbuch und Schwäbischem Wald haben wir in Baden-Württemberg genügend Waldgebiete um uns herum – alle übrigens als Naturparks ausgewiesen.
Warum also nicht mal ein anderes Waldgebiet, einen anderen Naturpark kennenlernen? Was ist dort anders als bei uns, was sieht man sonst noch? Deshalb verbrachte ich ein paar Wandertage dort. Und um es vorweg zu sagen: Ich habe es nicht bereut. Es war eine Mischung aus bekannt und unbekannt, mit einer Kultur, mit Menschen und Sprache, die ob des eher Unbekannten nach Urlaub, nach Ferne und Abenteuer klang – auch wenn das fast ein wenig übertrieben klingt.
Wandern im Naturpark Frankenwald
Im Norden Bayerns, auf halber Strecke zwischen München und Berlin, zwischen Thüringen im Norden, der Stadt Hof im Osten, der Stadt Kulmbach im Süden und dem Landkreis Kronach im Westen finden wir den landschaftlich unvergleichlich vielfältigen Frankenwald, ein Großschutzgebiet mit 1022 km2 Ausdehnung.
Er wird im Süden von einer markanten geologischen Verwerfung, der Fränkischen Linie, und im Norden von der einst innerdeutschen Grenze, dem „Grünen Band“, begrenzt. Mehr als die Hälfte seiner Fläche ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Charakteristisch für ihn ist, wie der Naturpark schreibt, „der landschaftliche Dreiklang aus den artenreichen Wiesentälern, in denen historische Floßbäche plätschern, aus den bewaldeten Hängen der tief eingeschnittenen Kerbsohletäler und den gerodeten Hochflächen mit den typischen Rundangerdörfern.“
Der Massentourismus ist von diesem Mittelgebirge mit authentischer Ursprünglichkeit weit entfernt, sodass man an den Natursehenswürdigkeiten nicht Schlange stehen muss – jeder von uns hat wahrscheinlich die Schreckensbilder aus manchen Gebieten Südtirols oder Österreichs im Kopf, die dieses Jahr durch die Medien gingen. Natur pur, das ist es doch, was man will.
Wanderwege ohne Ende …
Hier in Bayerns erster „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ treffen am „Drehkreuz des Wanderns“ in Untereichenstein/Blankenstein an der ehemaligen innerdeutschen Grenze fünf überregional bekannte (Fern-) Wanderwege aufeinander. Darunter der geschichtsträchtige Rennsteig sowie die Qualitätswanderwege Frankenweg, Fränkischer Gebirgsweg und Kammweg sowie der FrankenwaldSteig.
Geschichtsinteressierte finden an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze das mittlerweile bekannte „Grüne Band“.
… und Genuss ohne Ende
Sie nennt sich Genussregion Oberfranken, die Gegend hier, und besitzt die größten Brauerei-, Bäckerei- und Metzgereidichte der Welt, wie stolz verkündet wird, und so kann man Gaumenfreuden nicht nur bei Bier und traditioneller Bratwurst, sondern auch mit zartem Frankenwälder Zicklein oder den berühmten Pralinen aus Lauenstein erleben. Zudem bieten im Frankenwald drei Preisträger der „100 Genussorte Bayerns“ ihre traditionellen Schmankerln und handwerklich anspruchsvolle Produkte an.
Und so fuhren wir eines schönen Tages los, mit einer Mischung aus Sonne und Wolken, und als wir in Kulmbach ankamen, war daraus zum Teil ein leichter Niesel geworden, so dünn und fein, dass man ihn fast als Feenstaub hätte bezeichnen können. Aber trotzdem ging’s gleich los, auf dem FrankenwaldSteigla Rehberg-Weg. Diese Steigla sind was für Wanderer, die auf Nummer sicher gehen wollen: Sie entsprechen den strengen Kriterien des Deutschen Wanderverbandes, verlaufen auf naturbelassenen Wegen, sind besten markiert und in Schuss gehalten und unverirrbar markiert.
Von der Burg zum Turm
Mein erstes Steigla war also der Rehberg-Weg. Ein guter Startplatz ist der Rehberg Parkplatz, wo man nach einem fein gearbeiteten Holzpavillon zum Teil auf einem vier Kilometer langen Naturlehrpfad mit interessanten Schautafeln und interaktiven Elementen bis zum zwanzig Meter hohen und mit einem steinernen Kulmbacher Wappen geschmückten Aussichtsturm wandern kann.
Nach dem Turm ging es auf nahezu ebenen Wegen und durch prächtige Waldstücke auf dem Höhenrücken weiter. Vor Tennach bot sich uns eine phantastische Aussicht auf Frankenwald und Fichtelgebirge. Danach folgte eines der schönsten Waldstücke hier, der Buchwald vor der Plassenburg. In ihm recken sich Buchen bis zu dreißig Metern in die Höhe – und Buchenwälder kennen wir ja von unseren heimischen Wandergebieten. Im Frühjahr bezaubern sie durch ihr frisches Grün, im Sommer ist man dankbar für ihren Schatten, im Herbst schließen sie das Jahr mit einem furiosen Grandioso an feurigem gelb-rot-braunem Laub ab.
Und im Winter erinnern ihre grauen Stämme und ihr kahles Astwerk an die Gewölbe gotischer Kathedralen. Danach folgt die ehemalige Hohenzollernfestung Plassenburg. Sie ist das größten Renaissancebauwerk Deutschlands und Sitz des mit über 300 000 Figuren größten Zinnfigurenmuseums. Nun geht es steil hinab zum herrlichen Kulmbacher Marktplatz, wo man auch einkehren kann, danach aber wieder steil hinauf zum Ausgangspunkt.
Rauschendes Wasser im Höllental
Ein wahres Kleinod im Naturpark ist das Tal der Seibitz, das insbesondere im Höllental teilweise eine dschungelartige Vegetation aufweist. Für dieses Vergnügen haben die Götter jedoch den Schweiß vorgesehen, will doch das wildromantische Tal erwandert werden. Es gibt einige Themenwanderwege, schließlich ist das Tal einer der Wander-Hotspots im Naturpark Frankenwald. Nicht nur der Fern-Rundwanderweg FrankenwaldSteig oder der Qualitätsweg Wanderbares Deutschland "Frankenweg – Vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb" führen hier durch, sondern auch viele örtliche Rundwanderwege und Naturlehrpfade.
Etwas Besonderes ist die Tour „Zwischen Himmel und Hölle – Der Felsenpfad“ links und rechts des Höllentals. Sie hat es in sich und ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, gewarnt vor ihr wird mit den folgenden Worten: „Aufgrund des teilweise alpinen Charakters der Wege ist für diese Wanderung unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“.
Kürzer und gemütlicher kann man das malerische Tal erkunden, wenn man weiter südlich an der Hölle am Wanderparkplatz Einsiedel startet. Der rund fünf Kilometer lange Erlebnispfad Wasser führt mit nur geringem Höhenunterschied zwei Stunden lang links und rechts der Seibitz und bietet wunderbare Blicke ins Tal und zum Flüsschen. Man startet oberhalb der Mineralquellen von Höllensprudel und Hochfrankenquelle und erfährt unterwegs man (fast) alles über das Wasser, vor allem was es hier in der Gegend darüber zu berichten gibt, zum Beispiel wie die Kraft der Seibitz das Höllental geschaffen hat. Um die außergewöhnlich große Artenvielfalt und den wertvollen Lebensraum für die zahlreichen seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu bewahren, wurde das Höllental unter Naturschutz gestellt und ist Teil des europaweiten Biotopverbundsystems „Natura 2000“.
Natur und Eisenbahn im Naturpark-Infozentrum
Ein weiteres Ziel hier ist das Naturpark-Infozentrum Blechschmidtenhammer in einem ehemaligen Bahnhof der Höllentalbahn. Wer sich mit der Natur und Umgebung befassen will, findet hier unzählige Informationsmöglichkeiten über die Entstehung des Frankenwaldes, seine Geologie und seine Tier- und Pflanzenarten. Dazu gibt es noch die Hauptattraktion für Jung und Alt: Eine Modelleisenbahnanlage über die ehemalige Höllentalbahn, die bis 1952 durch das wilde Tal fuhr.
Zahlreichen Zügen kann man hier beim Hin und Her im nachgebauten Höllental zusehen. Und der Clou: Vor dem Gebäude steht noch eine restaurierte historische Zuggarnitur, bei der einzelne Wagen sogar noch das Emblem der Reichsbahn tragen. Was auch interessant ist: Nördlich der Straße verläuft die Grenze zwischen Thüringen und Bayern, die gleichzeitig einst die innerdeutsche Staatsgrenze war.
Ein weiteres Ziel ist das Naturpark-Infozentrum Blechschmidtenhammer in einem ehemaligen Bahnhof der Höllentalbahn. Wer sich mit der Natur und Umgebung befassen will, findet hier unzählige Informationsmöglichkeiten über die Entstehung des Frankenwaldes, seine Geologie und seine Tier- und Pflanzenarten.
Dazu gibt es noch die Hauptattraktion für Jung und Alt: Eine Modelleisenbahnanlage über die ehemalige Höllentalbahn, die bis 1952 durch das wilde Tal fuhr. Dabei kann man zahlreichen Zügen beim Hin und Her im nachgebauten Höllental zusehen. Und der Clou: Vor dem Gebäude steht noch eine restaurierte historische Zuggarnitur, bei der einzelne Wagen sogar noch das Emblem der Reichsbahn tragen. Was auch interessant ist: Nördlich der Straße verläuft die Grenze zwischen Thüringen und Bayern, die gleichzeitig einst die innerdeutsche Staatsgrenze war.
Wald und Aussicht: Wandern am Staatsbad
Das bayerische Staatsbad Bad Steben ist nicht nur für Kurgäste mit dem einen oder anderen Zipperlein – oder zur Vorsorge vor diesen – geeignet, sondern verlockt auch zum Wandern. Ich war bei meinem Aufenthalt auf dem neugeschaffenen FrankenwaldSteigla Burgstein-Weg unterwegs. Er führt auf geschotterten Forstwegen und Jägersteigen mit munterem Auf und Ab und mit vielen, kaum zu beschreibenden Abzweigungen – die aber alle gut markiert sind – durch den prächtigen Geroldsgrüner Forst.
Unterwegs erreichte ich unter anderem einen der schönsten Aussichtspunkte des Frankenwaldes: den Kämmleinsfelsen. Er thront hoch über dem Langenautal. Kurz vor Ende der Tour konnte ich noch einem Abstecher zu einem weiteren Aussichtspunkt machen: zum Brendlafelsen, der einen Blick über das Tal hinweg ermöglicht.
So gesättigt von Wasser, Wald und Aussichten verließ ich dann den Naturpark, nicht ohne eine Wiederkehr im Hinterkopf zu behalten – von den vierzig FrankenwaldSteigla warten ja die meisten noch darauf, unter die Stiefel genommen zu werden.
Info:
Frankenwald Tourismus, www.frankenwald-tourismus.de
Naturpark Frankenwald, www.naturpark-frankenwald.de
Karten:
Nördliche Fränkische Schweiz, Kompass 165 und Vogtland Saaletalsperren, Kompass 805, je 1:50 000 mit Detailkarten 1: 25 000
Unterkunft:
Hotel Ertl, Hardenbergstraße 3, 95326 Kulmbach, Telefon: 09221 974000, www.hotel-ertl.de
Hotel Villa Siegfried, Hemplastraße 7, 95138 Bad Steben, Telefon: 09288 1607, www.villa-siegfried.de
Filme, mit denen man den Frankenwald erleben kann:
Naturpark Frankenwald
https://youtu.be/11FRtnPhh3o
Wandern im Frankenwald
https://www.frankenwald-tourismus.de/draussen/wandern
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Dieter Buck
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